Buchvorstellung Dr. Georg Baumann

20. Apr 2022

Bei einem Vortragsprogramm zur Sonderausstellung „Baumann, Amberg und die Welt“ stellten Dr. Georg Baumann und Susanne Plank-Häusler ihre Publikation „Baumann. Amberger Emailgeschirr erobert die Welt“ vor.

1872, vor genau 150 Jahren, gründeten die drei Brüder Christian, Georg und Johann Baumann ihre Firma in Amberg. Ab diesem Zeitpunkt trat das Emailgeschirr aus Amberg mit dem Löwen als Logo einen Siegeszug um die ganze Welt an. Für Dr. Georg Baumann, war es eine Herzensangelegenheit, die bewegte Geschichte seines Familienunternehmens zu publizieren, welche genau 150 Jahre zurückreicht. Auf 276 Seiten bietet das Buch eine Zeitreise durch 150 Jahre Amberger Stadt- und Wirtschaftsgeschichte. Noch bis zum 24. April läuft im Amberger Stadtmuseum die Sonderausstellung „Baumann, Amberg und die Welt“.


Dr. Georg Baumann im persönlichen Interview:

1. Vor kurzem erschien Ihr Buch „BAUMANN –Amberger Emailgeschirr erobert die Welt. Eine Familien- und Firmengeschichte zum 150. Gründungsjahr der Gebrüder Baumann“. Wie kamen Sie auf die Idee ein Buch zu schreiben?

In den Akten meines Vaters gibt es viele Gegenstände, Fotos und Erinnerungsstücke an die Firma „Gebrüder Baumann“. Besonders die Fotos aus der Jahrhundertwende finde ich beeindruckend. Die Firma hat etwas für den Alltag produziert: Geschirr. Dadurch ist die Firma überhaupt noch präsent. Auch wir sammeln inzwischen Emailgegenstände mit dem Löwen als Marke.
Ich habe dann eine Historikerin gefunden, die viel in meinen Unterlagen und in anderen Archiven recherchiert hat und den Text geschrieben hat. Ich will mit dem Buch die Erinnerung an die Firma erhalten – und natürlich bin ich auch etwas stolz auf meine Vorfahren. Immerhin war diese Firma vor dem 1.Weltkrieg die größte Firma in Nordbayern in privater Hand!

2. 150 Jahre in einem Buch zusammenzufassen stellte Sie sicherlich vor eine große Herausforderung. Wie lange hat die Erstellung des Buches gedauert?

Das Problem beim Schreiben war die Konzentration auf wesentliche Themen.
Nur als Beispiel: das Kennzeichen auf dem Pkw meines Großvaters ist II E-176. Wann wurden Kennzeichen eingeführt? II= Bayern E= Oberpfalz und 176 ist die Zählnummer. Unser jetziges System wurde 1952 eingeführt. Übrigens mussten zur Jahrhundertwende auch Fahrräder Kennzeichen haben um Unfälle verfolgen zu können. Der Pkw war ein NASH 680 (4l, 55PS, 1,3 to, Reifen 34x4, 1.295 US$) – damals ein Mittelklassefahrzeug. Alles unterhaltsam, aber gehört nicht ins Buch.
Wir haben zusammen 3 Jahre daran gearbeitet. Im letzten Jahr war die Zusammenarbeit mit Verlag Wilhelm im Vordergrund, das heisst Beschaffung der Bilder in passender Qualität und immer wieder Korrektur lesen.

3. Gab es Zeiten die Sie besonders interessiert haben?

Es gibt leider wenig Archivmaterial zu der Zeit zwischen den Kriegen. Akten eines Erbschaftsstreits geben Auskunft über die Situation nach der Inflation, die alle Geldwerte genommen hat und die Firma in eine schwierige finanzielle Lage gebracht hat. Die Akten habe ich im Archiv des Industriemuseums Theuern gefunden!

Über die Zeit 1933-1945 gibt es keine Unterlagen. Beim Konkurs wurden Akten nur im kleinen Umfang in die Museum oder Archiv gebracht. Gerüchteweise hat es ein Aussenlager des KZ Flossenbürg in der Jahnstrasse gegeben. Diese Angaben haben sich aber nicht bestätigen lassen. Die Firma hat während des Krieges Geschirr produziert und untergeordnet für die Wehrmacht Gehäuse für Luftminen.

4. Ziehen Sie manchmal Parallelen zu unserer Firma?

Die Geschichte der Gebrüder Baumann beginnt dem Aufstieg vom Handwerker zum Industriellen mit dem großen Erfolg ihrer Produkte. Mit dem Verlust des Exports nach dem 1.Weltkrieg und Inflation beginnt der Niedergang des Unternehmens. Nach dem 2.Weltkrieg wurde das Produktportfolio der Firma durch neue Werkstoffe immer mehr abgelöst und hat letztendlich die Existenz der Firma gekostet. Es eine Parabel des Aufstiegs und des Abstiegs und lehrt mich Demut. Jeder Erfolg beinhaltet auch das Risiko des Misserfolgs. Dessen müssen wir uns bewußt sein. Wir müssen flexibel am Puls der Zeit bleiben!

5. In vielen Haushalten sieht man noch heute Emailgeschirr. Haben Sie ein Lieblingsprodukt?

Mein Lieblingsprodukt ist eine emaillierte Lampe, die ich ersteigern konnte. Es hat sich dann herausgestellt, dass der Uropa des Verkäufers zuerst Kutscher und dann Fahrer bei einer Baumannfamilie war. Den Führerschein des Uropas war auch noch vorhanden und ein Foto mit der Kutsche hing in der Küche!

6. Im Amberger Stadtmuseum hat man noch bis 24.04.2022 die Möglichkeit die Sonderausstellung „Baumann, Amberg und die Welt - 150 Jahre Gebrüder Baumann Email“ zu besuchen. Auch Emaillierworkshops im Luftmuseum können gebucht werden. Möchten Sie uns hierzu mehr berichten?

Die Ausstellung hat zwei Schwerpunkte: der Einfluss der Gebrüder Baumann auf die Stadtentwicklung und die Bedeutung des Export. Die Gebrüder Baumann haben 1910 etwa 70% exportiert. Es wurden bis 15.000 St/Tag gefertigt mit enormer Vielfalt: etwa 30.000 Formen in mindestens 10 Farben. Die Produktionsplanung, alles per Papier, ist heute schwer vollstellbar.

Im Stadtmuseum gibt es noch eine feste Baumann-Ausstellung mit vielen Gegenständen. Hervorstechend sind die Pokale für Messen mit denen die Kunstfertigkeit der Blechbearbeitung - das waren echte Künstler - und des Emaillierens gezeigt wurde.

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